Im vergangenen Jahr besuchte Prof. Dr. Ka-Watanabe aus Osaka-Abeno in Japan das Hebbel-Mueum, der damals seine Mithilfe bei der Beschaffung der bibliographischen Unterlagen über Hebbel in Japan zusagte. Bereits im Januar d. J. übersandte er die ersten Uebersetzungen Hebbelscher Dramen ins Japanische und vor kurzem ließ er eine Sammlung Hebbelscher Novellen folgen, die in japanischen Oberschulen bezw. in den germanistischen Abteilungen japanischen Universitäten gelesen werden.
Er sandte 14 Hefte, aus denen sich feststellen ließ, daß 11 verschiedene Novellen, herausgegeben von 10 verschiedenen japanischen Bearbeitern, in 9 verschiedenen Verlagen erschienen sind. Die erste Auflage dieser Sammlung ist 1940 datiert, es folgte eine weitere 1942, dann ab 1948 in dichterer Folge und die letzte stammt vom September 1957. Insgesamt lassen sich aus der Sendung 66 Auflagen Hebbelscher Novellen in dem angegebenen Zeitraum feststellen. Das ist ein überraschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, daß die Novellen Hebbels im deutschen Kulturraum neben dem dramatischen und lyrischen Schaffen Hebbels eine untergeordnete Rolle spielen. Diese Lesehefte sind rein deutsch, teils zweisprachig erschienen, immer aber finden sich Anmerkungen der japanischen Sachbearbeiter in den Heften, die sachliche, grammatikalische oder stilistische Erläuterungen darstellen.
Dem Dank des Mueums für diese Bereicherung der Spezialbücherei an Prof. Watanabe folgte dessen Bitte, ihm als Gegendienst dabei behilflich zu sein, auf einem Tonband Hebbels Epos "Mutter und Kind" in der plattdeutschen Uebertragung von Dr. Friedrich Pauly, in reiner Dithmarscher Mundart gesprochen, zu übersenden. Dieser Bitte wird gerne nachgekommen. Museumsleiter Koopmann beabsichtigt, außer den gewünschten drei Gesängen aus "Mutter und Kind" auf dem Band Gedichte von Klaus Groth, die Schüler der Mittelschule sprechen, aufzunehmen, ebenso wird der Chor der Mittelschule plattdeutsche Lieder auf das Tonband bringen. Neben der Dithmarscher Mundart wird von einem Hamburger Sprecher echte Finkenwärder Mundart, wie auch von einem Mecklenburger gesprochen, Mecklenburger Dialekt aufgenommen.
Prof. Watanabe hat die Absicht, in der Deutsch-Japanischen Gesellschaft im Osaka-Kobe, die nach seinen Angaben über 100 Japaner und etwa 100 Deutsche zählt, einen Vortrag über niederdeutsche Dialekte zu halten und freut sich darauf, in diesem Rahmen echte plattdeutsche Sprachproben mit Hilfe des Tonbandes geben zu können.