Sehnsucht
An L.
In der Ferne liegt das vergangene Glück,
Und Stürme umbrausen das Leben,
Und nächtliche Finsternis dunkelt den Blick -
Umsonst sieht er vorwärts, umsonst zurück -
Nichts, nichts kann Ruhe mir geben.
Wohl strahlt mir entgehen ein heiterer Stern,
Eine Rose wohl sehe ich glühen,
Doch die Hoffnung ist mir auf ewig fern -
In Nacht und Nebel weilt sie gern -
Auf immer seh' ich sie fliehen.
Wohl prangt in der Ferne ein liebliches Bild,
Doch nimmer werd' ich's umfangen;
Es strahlt so heiter, so engelmild,
Doch Orkane umbrausen mich furchtbar wild,
Nie werd' ich die Holde erlangen.
Du Holde, du Göttliche, gib mir Gehör,
Gib Hoffnung mir flehendem Armen -
Dann fürcht´ ich die Stürme des Lebens nicht
mehr -
Durch Nacht und Nebel schreit' ich einher,
An deiner Brust zu erwarmen.
Und würfen sich Welten in meine Bahn -
Ich würde die Welten erfliegen;
Dich hohe, himmlische, zu umfah'n,
Zu den Wolken flög' ich, zum Himmel hinan -
Die Hölle selbst würd´ ich befliegen.
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sehnsu.htm/hebbel (c) 1997 Hebbel-Museum
Wesselburen last update 22May1997